Wir gegen Gewalt
Deshalb trainiert Streetwork mit Schüler*innen die Erweiterung ihrer Handlungsmöglichkeiten für Situationen, in denen es zu Gewalt kommen kann. Die Teilnehmer*innen üben in Rollenspielen sinnvolle Verhaltensweisen und erhalten praktische Tipps rund um das Thema Opferschutz, damit es in zukünftigen Konflikten zu keiner körperlichen Auseinandersetzung kommen muss.
Inhalte
- Training Selbstbehauptung, Deeskalation und Risikoeinschätzung in Konfliktsituationen
- Training sinnvolles "Hilfesuchen"
- Förderung Zivilcourage
- Kurzeinführung Selbstverteidigung
- Überblick jugendrelevantes Strafrecht
Projektbeschreibung
In der ersten von sechs Phasen geht es um Selbstbehauptung und Deeskalation. Hier sollen die Schüler*innen in Rollenspielen lernen, sich in brenzligen Situationen richtig zu verhalten, um kein Opfer von Gewalt zu werden. So testen die Teilnehmer bereits vorhandene Strategien und bekommen danach Feedback und Tipps von Mitschülern und Trainern. Situationen (z.B. unangenehme Begegnungen auf dem Heimweg, beim Kneipen- oder Discobesuch usw.) "richtig" einzuschätzen und möglichen Gefahren "früh" aus dem Weg gehen zu können, ist dabei ein wichtiges Lernziel. Außerdem erfahren sie wie Täter "ticken" und wie Körpersprache, Mimik- und Gestik gezielt eingesetzt werden können, um gar nicht erst als Opfer ausgewählt zu werden.
In der zweiten Phase erproben die Schüler*innen praktisch, wie man sich in gefährlichen Situationen sinnvoll Hilfe holen kann. Hier erfahren sie in erster Linie, wie man "richtig" telefoniert (Polizei), gezielt die eigene Stimme einsetzt und auf Passanten zugeht.
In der dritten Phase wird den Teilnehmer*innen nahegebracht, wie sie Anderen helfen können, ohne selbst Opfer zu werden. Da der Eigenschutz immer im Vordergrund stehen soll, werden hier Techniken geschult, mit deren Hilfe in Situationen eingegriffen werden kann, ohne zusätzlich zu eskalieren.
Die vierte Phase richtet sich in erster Linie an die weiblichen Teilnehmer. Sie erfahren, wie Frauen bei sexuellen Übergriffen in der sog. "Testphase" reagieren sollen, damit der Täter sein Handeln abbricht.
In der fünften Phase erhalten die Teilnehmer*innen eine kurze Einführung in das Thema Selbstverteidigung. Die ausgewählten Löse- und Entflechtungsgriffe haben dabei nicht die gewalttätige Auseinandersetzung mit dem Täter.
Was macht das Projekt besonders?
Im Mittelpunkt des fünfstündigen Workshops stehen nicht Frontalunterricht und lange theoretische Abhandlungen, sondern handlungsaktive Übungen (Rollenspiele), bei denen die Schüler*innen ihr Verhalten spielerisch erproben und so ihr Handlungsrepertoire optimal erweitern können. Damit auf geschlechtsspezifische Unterschiedlichkeiten der Teilnehmer*innen eingegangen werden kann, werden die Workshops immer von einem weiblichen und einem männlichen Trainer durchgeführt. Um sicherzustellen, dass fast jeder Schüler, der in den drei Kreisstädten des Landkreises Rottal-Inn zur Schule geht den Workshop durchlaufen kann, nehmen immer alle Klassen einer Jahrgangsstufe und in den darauffolgenden Schuljahren immer die gleichen Jahrgangsstufen einer Schule am Projekt teil.
Umfang und Bewertung (Stand: 08/2023)
Seit Sommer 2010 haben bereits mehr als 485 Klassen und mehr als 11 750 Schüler*innen v.a. aus Pfarrkirchener, Simbacher und Eggenfeldener Schulen dieses fünfstündige Selbstbehauptungstraining durchlaufen. Neun von zehn Teilnehmer gaben an, dass sie den Workshop sinnvoll und informativ fanden.
Aufbautraining Selbstbehauptung und Selbstverteidigung
Um den Schüler*innen die Möglichkeit zu geben ihr Wissen zu vertiefen, kooperiert "WIR gegen Gewalt" mit Christopher Lindh vom FC Egglham. Schülerinnen und Schüler können dort in einer eigenen Sparte jede Woche Selbstbehauptung und Selbstverteidigung trainieren.
Netzwerk "WIR gegen Gewalt"
Ein besonderer Dank gebührt den zahlreichen Stiftungen und Unternehmen aus dem Landkreis Rottal-Inn, durch deren finanzielle Unterstützung der Workshop kostenlos an Schulen angeboten werden kann. Schirmherr ist Herr Landrat Michael Fahmüller. Hauptsponsor ist die Sparkasse Rottal-Inn.
Evaluation "Wir gegen Gewalt"
Im Schuljahr 19/20 und 22/23 wurden 434 Schüler*innen v.a. aus Pfarrkirchener, Eggenfeldener und Simbacher Schulen 3 - 8 Wochen nach dem Selbstbehauptungsworkshop mit Fragebögen anonym befragt.
Darstellung der Ergebnisse:
- Du wirst provoziert, bedroht oder beleidigt. Weißt du, was du machen kannst, damit es zu keiner Schlägerei kommt? (Ja - 9 von 10)
- Eine Person in deiner Nähe wird bedroht oder geschlagen. Weißt du, wie du helfen kannst, ohne Gewalt anzuwenden? (Ja - 9 von 10)
- Weißt du, wie du in Gefahrensituationen mit Personen in deiner Umgebung reden kannst, damit diese dir helfen? (Ja - 9 von 10)
- Weißt du, wie Stimme, Gesichtsausdruck, Gestik und Körpersprache sein sollen, damit du selbstbewusst wirkst? (Ja - 9 von 10)
- Du wirst belästigt oder begrapscht. Weißt du, was du machen kannst, damit die Person damit aufhört? (Ja - 9 von 10)
- Du wirst geschlagen oder festgehalten. Weißt du, wie du dich wehren oder losreißen kannst? (Ja - 9 von 10)
- Weißt du, welche Gegenstände in einer Gefahrensituation helfen können? (Ja - 9 von 10)
- Hast Du schon einen Tipp aus dem Workshop ausprobiert? (Ja - 2 von 10)
- Hat der Trick geholfen? ( Ja - 9 von 10)
- Denkst du, dass du dich in zukünftigen Gefahrensituationen sicherer fühlen wirst? (Ja - 7 von 10)
- Würdest Du den Workshop anderen Schülern weiterempfehlen? ( Ja - 8 von 10)