Als gewichtiger Wohlfahrtsverband hat sich die Kreis-Caritas Rottal-Inn bei ihrer Vertreterversammlung in der Stadthalle präsentiert. Während beim Alten- und Seniorenheim St. Konrad eine Weichenstellung ansteht, endet in Kürze die Ära der beiden amtierenden Vorstände Norbert Schellmann und Markus Tischler. Erstes Gesicht der neuen Doppelspitze ist Kathrin Seiler. Die Wahl des Aufsichtsrats brachte ebenso Veränderungen: Zwei der sechs Mitglieder sind neu, und zwar Christoph Brunner (Bürgermeister von Arnstorf) und Michael Sers. Bestätigt wurden im Gremium um Vorsitzenden Franz Zehentreiter die Beiräte Dr. Monika Müller-Rampmaier, Angelika Kubitschek und Theresia Strohhammer - und das alles einstimmig. Der spannendste Punkt auf der Tagesordnung kam ganz zum Schluss, nämlich "die Zukunft Altenheim St. Konrad". Der geschäftsführende Vorstand, Norbert Schellmann, erinnerte an die jahrelange Suche nach einem gangbaren Konzept. Fazit: "Eine Modernisierung im Bestand mit den Bewohnern ist nicht denkbar." Folglich bleibe der angedachte Neubau an der Südeinfahrt weiter aktuell (die Heimatzeitung berichtete über das Gässl-/Mößmer-Areal). Schellmann wörtlich: "Wir würden dort gerne ein Quartierszentrum mit 75 Pflegeplätzen bauen." Mit den beiden Eigentümern und der Stadt steht die Kreis-Caritas in dauernden Gesprächen. Schellmanns Fahrplan: Diskussion in der anstehenden Aufsichtsratssitzung, Einigung mit den Eigentümern, Planung vorantreiben, Fördergelder beantragen ("Bewilligung kein Muss"),Baubeginn 2023/24 und Umzug 2025/26. Aufsichtsratschef Franz Zehentreiter stellte klar: "St. Konrad ist ein Juwel, das nur aufgegeben wird, wenn in zentrumsnaher Lage ein Ersatzplatz gefunden wird."
Vorab blickten die Vorstände Norbert Schellmann und Markus Tischler auf die Geschäftsjahre 2019 und 2020 zurück. Aufgrund der zahlreichen Aufgaben, die der Wohlfahrtsverband der römisch-katholischen Kirche im Landkreis übernimmt, fielen ihre Berichte naturgemäß umfangreich aus.
Mehrere große Corona-Ausbrüche
Allen voran sprach Schellmann "von18 strammen und prägenden Monaten, bis wir Corona einigermaßen überstanden haben". So war es ihm zufolge in St. Konrad zu drei sowie in St. Vinzenz zu zwei größeren Ausbrüchen der Krankheit gekommen. Nachwirkungen zeige die Pandemie bei den Belegungszahlen für St. Konrad. "Im Falle eines neuen Ausbruchs fürchten viele, weggesperrt zu werden", erklärte Schellmann. Ohnehin habe sich die Einrichtung hin zu einem "massiven Schwerstpflegeheim" gewandelt. Die angeschlossene Küche wiederum habe die Belieferung von Mittagessen an Einrichtungen der Kinderbetreuung (Catering) eingestellt. Des Weiteren berichtete der geschäftsführende Vorstand von der Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu finden". Selbst für einfache Tätigkeiten gestalte sich die Suche immer aufwendiger. Den Beschäftigten gegenüber sprach er sich für "Aufklärung beim Thema Impfen, aber keinen Zwang" aus. Bei alledem schloss Schellmann mit den Worten: "Es geht jetzt wieder merklich aufwärts." Markus Tischler erinnerte daran, "dass es bei den sozialpädagogischen und erzieherischen Einrichtungen durch die Corona-Krise zu starken Einschränkungen gekommen ist, teils sogar zur Kurzarbeit". Mit Blick nach vorne kündigte der Vorstand an, die Schuldner- und Insolvenzberatung auszubauen, auch das als Reaktion auf Corona. Zudem werde angepeilt, zum 1. Januar kommenden Jahres in Arnstorf mit Streetwork an den Start zu gehen. Die Personalsuche laufe noch. Beim erfolgten Übergang der Trägerschaft der Zwergenburg von der Kreis- zur Ortscaritas zeigte er sich trotz des Abgangs zweier Mitarbeiter überzeugt: "Es gab kein böses Blut." Zu guter Letzt kündigte Tischler an, das bereits fertiggestellte Leitbild jetzt nach und nach in die Praxis umzusetzen. Aufsichtsratschef Franz Zehentreiter zeigte sich "mit den finanziellen Entwicklungen zufrieden". Schweren Herzens musste er ankündigen, dass Markus Tischler auf eigenen Wunsch zum Jahresende als Vorstand ausscheide. Zudem werde Norbert Schellmann Ende Januar "die passive Phase der Altersteilzeit beginnen", also ebenso abtreten. Ihn ersetzt Kathrin Seiler als geschäftsführender Vorstand. Die Sozialpädagogin mit Wurzeln in Dillingen war zuletzt Leiterin der Einrichtung Regens Wagner in Erlkam bei Holzkirchen (Oberbayern). Derzeit wird sie eingearbeitet.
Beide Vorstände ziehen sich zurück
Auf Nachfrage bestätigte Aufsichtsratschef Franz Zehentreiter, "dass neben Frau Seiler zeitnah ein zweiter Vorstand eingesetzt wird". Zehentreiter's Bestätigung an der Spitze des Aufsichtsrats durch das neu gewählte Gremium stand noch aus, wird intern entschieden und wohl zeitnah vermeldet werden. Um das Tagesgeschäft im Altenheim St. Konrad kümmert sich im Übrigen bereits seit einem Jahr Leiter Benjamin Wieczorek. Landrat Michael Fahmüller sprach in seinem Grußwort davon, dass die letzten anderthalb Jahre nicht leicht gewesen seien. Er bedankte sich "für das gute Miteinander und das Engagement der Caritas für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis". Stv. Bürgermeister Hermann Gaßner hob hervor, dass die Caritas für das Menschliche eintrete. Er schloss mit den Worten: "Die Stadt steht 100-prozentig hinter dem Heim St. Konrad." Wirtschaftsprüfer Reinhard Maier stellte "die gleichbleibende Finanzierungskraft des Kreis-Caritas-Vereins" fest. Sowohl dem Verein mit seinen 328 Mitarbeitern als auch der dazugehörigen GmbH mit ihren 94 Mitarbeitern erteilte er den "uneingeschränkten Bestätigungsvermerk". Die einzelnen Ergebnisse erörterte Tanja Treitinger (Caritas-Controlling). Vom Aufsichtsrat verabschiedet wurden Hans Kremsreiter und Bernhard Blümelhuber. Letzterer leitete als abschließende Amtshandlung die Neuwahl. Zu vor hatte Iris Riglsperger die Entlastung des Aufsichtsrats erfolgreich beantragt. Eingangs ermunterte Dekan Joachim Steinfeld beim geistigen Impuls dazu, "füreinander da zu sein, so wie Gott für uns da ist".
Quelle: Passauer Neue Presse