Im Pfarrheim in Simbach fand die zweite Verleihung des Zivilcouragepreises statt. Außerdem wurden die Selbstbehauptungsworkshops an Schulen vorgestellt. Mit der "Safer Zone" wird gerade ein weiteres Präventionsprojekt im Landkreis aufgebaut.
Kathrin Seiler, geschäftsführende Vorständin des Kreis-Caritasverband Rottal-Inn e. V. freute sich, dass die Preisträger mit ihren Familien sowie viele Vertreter aus Politik, Schulen, Polizei, Netzwerkpartner und Sponsoren gekommen sind.
Stellvertretender Landrat Kurt Vallée erklärte, dass Streetwork Rottal-Inn sehr sinnvolle und wichtige Projekte auf die Beine stellt, wie das Projekt "Safer Zone". Er dankte allen, die einen sicheren Raum für bedrängte Menschen zur Verfügung stellen. Der Bedarf an derartigen Hilfen steige und man dürfe hier nicht tatenlos zusehen. An die Preisträger gewandt, meinte Vallée: Sie haben hingesehen. Dank Menschen wie ihnen können wir ein sicheres und solidarisches Miteinander schaffen.
Simbachs stellvertr. Bürgermeisterin Christa Kick sagte deutlich, dass Simbach keinen Platz für Gewalt hat. Sie dankte allen, die sich mit Herzblut für Wir gegen Gewalt engagieren. MdL Mia Goller schloss sich dem an und meinte, dass bei der Zivilcourage auch oft schon kleine Gesten helfen können.
Eggenfeldens Bürgermeister Martin Biber erklärte, dass es wirkungsvoll sein kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Schweigen und wegsehen habe noch nie ein Problem gelöst. "Bleiben wir mutig, laut und gemeinsam stark!", so Martin Biber.
Reserl Sem, MdL a.D., meinte: "Der kleine Prinz sagte, mit dem Herzen sieht man gut." Das machen alle hier versammelten, so Sem. Es muss uns das Wert sein, ein Zeichen für die Jugend zu setzen.
Melanie Reiter, die neue Streetworkerin aus Arnstorf, bedankte sich bei den Schulvertretern und Sponsoren für ihre Unterstützung des Projekts und gab einen kurzen Überblick zu den Workshops an Schulen. In den vergangenen 15 Jahren wurde der Workshop in insgesamt 565 Schulklassen durchgeführt. Rund 13.800 Schülerinnen und Schüler nahmen daran teil. Gemeinsam mit den Jugendlichen werden dabei Rollenspiele durchgeführt, bei denen sie aktiv in verschiedene Konfliktsituationen eintauchen. Ziel ist es, durch das Erleben und Reflektieren sinnvolle Verhaltensstrategien herauszuarbeiten. Dabei wird thematisiert, wie man im Ernstfall richtig Hilfe ersucht und was Zivilcourage bedeutet - insbesondere, wie man anderen helfen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Anschließend wird ein besonders sensibles Thema behandelt: sexualisierte Gewalt. Hierbei ist ein altersgerechter und einfühlsamer Umgang von zentraler Bedeutung. Außerdem lernen die Schülerinne und Schüler, welche alltagsnahen Hilfsmittel im Notfall sinnvoll eingesetzt werden können.
Jakob Kandlbinder, der Projektleiter von Wir gegen Gewalt, stellte mit der "Safer Zone" ein weiteres Projekt vor, das sich gerade im Aufbau befindet. "Safer Zones" sind Orte in die sich Menschen begeben können, die von Gewalt, sexuellen Übergriffen, Rassismus, Bedrohung usw. betroffen sind oder dergleichen beobachtet haben. In Pfarrkirchen und Arnstorf signalisieren bereits 40 Cafés, Restaurants, Geschäfte, Ämter und Behörden und andere Dienstleister mit einem Aufkleber an deren Eingangstüren, dass sie dazugehören. Zudem werden diese Netzwerkspartner geschult, wie sie am besten helfen können. Ein entscheidender Punkt der "Safer Zones" ist es aber, dass sich deren Idee möglichst rasch herumspricht, damit Betroffene von Gewalt gezielt öffentliche Ort und Menschengruppen aufsuchen. Kandlbinder zeigte sich zuversichtlich, dass es bald auch viele Safer Zones in Simbach am Inn und Eggenfelden geben wird.
KCV Vorständin Kathrin Seiler freute sich, dass der Zivilcouragepreis schon zum zweiten Mal verliehen werden kann. Das zeigt, dass es junge Menschen gibt, die helfen und nicht wegsehen. In diesem Jahr wurden die Preise von jeweils 300 € von Oswald Stiftung, Sparkasse Rottal-Inn, Lindner Stiftung, Stadt Simbach am Inn und Weko Wohnen gestiftet.
Die Geschichten der Preisträgerinnen und Preisträger:
Mia, 17 Jahre: Sie half, als sie in der 4. Klasse war, auf einer stark befahrenen Straße einem gestürzten Mann auf, damit er nicht von einem Bus überfahren wurde.
Volker, 18 Jahre: Für einem verunfallten Radfahrer leistete er Erste Hilfe, versorgte das Opfer und rief einen Krankenwagen.
Amin 16 Jahre: Er zeigte im vergangenen Winter großen Einsatz, als er in Simbach am Inn bei einem Verkehrsunfall Erste Hilfe leistete.
Maria, 17 Jahre: Als sie 14 Jahre alt war, leistete sie bei einem Reitunfall Erste-Hilfe, in dem sie den Notruf absetzte, die Verletzte betreute, bis schließlich ein Rettungshubschrauber das Opfer ins Krankenhaus brachte.
Elmar, 12 Jahre: In diesem Frühjahr zeigte sie großen Mut, indem sie eine Klassenkameradin auf dem Schulweg gegen die Mobbing-Attacken einer älteren Mädchengruppe verteidigte.
Quelle: PNP / KCV